481 Millionen CHF Verlust: Der FC Barcelona steht kurz vor dem Kollaps

Beim FC Barcelona zeichnet sich nach den sportlichen Enttäuschungen der letzten Wochen eine schwere finanzielle Krise ab. Ein Kassensturz ergab, dass der Verein zusätzlich zu den 1,35 Milliarden CHF Schulden, die sich bereits im Laufe der letzten Jahre anhäuften, im Geschäftsjahr 2020/21 ein neues Minus von 481 CHF verbucht werden musste. Barça-Generaldirektor Ferran Reverter gab bei der Vorlage des Geschäftsberichts am Mittwoch an, dass es der früheren Vereinsführung angesichts der coronabedingt absehbaren Einnahmeausfälle nicht gelungen sei, die Ausgaben zu deckeln. Reverter machte die ehemalige Vereinsführung um Ex-Präsident Josep Maria Bartomeu für die desolate Lage verantwortlich.

Die Einnahmen seien im vergangenen Jahr um 26 Prozent auf 631 Millionen CHF zurückgegangen. Die Ausgaben dagegen stiegen im selben Zeitraum um 19 Prozent auf 1,136 Milliarden.

Dabei sei Corona gar nicht als entscheidende Ursache der finanziellen Schieflage anzusehen. Die pandemiebedingten Verluste haben „nur“ etwa 92 Millionen ausgemacht, heißt es in dem Geschäftsbericht. Das heißt, auch ohne die Sonderbelastung hätte der Verlust fast 400 Millionen CHF betragen!

Reverter: «Als Aktiengesellschaft wäre der Club aufgelöst worden»

In konkreten Zahlen ging der Umsatz im zurückliegenden Geschäftsjahr um 224 Millionen zurück, die Ausgaben erhöhten sich dagegen um 181 Millionen CHF auf den Rekordwert von 1,136 Milliarden CHF.

Die Netto-Verschuldung des einst erfolgsverwöhnten Klubs aus Katalonien stieg im vergangenen Jahr um 192 Millionen CHF auf 680 Millionen CHF. „Wäre der Verein eine Aktiengesellschaft gewesen, wäre er aufgelöst worden“, resümierte Barça-CEO Reverter selbstironisch.

Größte Einbußen bei Stadionbesuch und TV-Einnahmen

Reverter zufolge habe es die größten Umsatzrückgänge im Stadionbereich gegeben, der ein Minus von 84 Prozent verzeichnete. Darüber hinaus sanken die TV-Einnahmen nach dem frühen Aus in der Champions League. Auch das Merchandise ging zurück – Fanartikel werden nicht mehr in dem Maße gekauft.

Hinzu kam ein schlechtes „Asset-Management“. Der ablösefreie Abgang von Messi im Sommer hat dem Traditionsklub nicht nur in sportlicher Hinsicht geschadet. Natürlich sind dem Verein so auch Einnahmen in höherer zweistelliger Millionenhöhe entgangen.

Sportliche Misere als Ursache und Folge der finanziellen Schieflage

Der sportliche Niedergang des katalanischen Klubs mit der großen Vergangenheit war auch schon zu beobachten, als Messi noch dabei war. Das Ausscheiden im Champions League-Achtelfinale gegen Messis neuen Arbeitgeber Paris St. Germain führte zu empfindlichen TV-Mindereinnahmen. Das Geld fehlte dann am Ende, um Messi in Barcelona halten zu können.

In der laufenden Saison fahren die Katalanen Niederlage nach Niederlage ein. In der spanischen Liga steht man derzeit auf dem neunten Tabellenplatz. Und in der Champions League steht man nach zwei Niederlagen aus zwei Spieltagen in der Gruppe E mit dem FC Bayern, Benfica Lissabon und Dynamo Kiew punktlos an letzter Stelle.

Möglicherweise ist Coach Ronald Koeman nur deshalb noch im Amt, weil man sich zurzeit keinen neuen Trainer von Rang und Namen leisten kann. Oder weil niemand in das aktuelle Chaos einheiraten will.

Vollmundige Prognose: «Die besten Spieler werden bald wieder hier spielen»

Generaldirektor Ferran Reverter gibt sich für die Zukunft trotz allem optimistisch. Man wolle die Nachwuchsarbeit forcieren und den „Barça-Stil“ vertiefen. Dahinter verbirgt sich ein Konzept, das bereits den angehenden Stars in der Nachwuchsakademie die Spielweise vermitteln soll, die dem Klub einst den Erfolg gebracht hatte.

Das alles werde Zeit brauchen, so Reverter, aber keine fünf oder zehn Jahre. Schon bald würden wieder die besten Spieler der Welt in Barcelona spielen.

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